Graue schwere Regenwolken wiesen uns den Weg Richtung Tannheimer Tal. Spätestens auf dem Parkplatz am Krinnenlift war klar, der Regen wird uns die nächsten Stunden begleiten.
Da wir ohnehin auf einen verschlafenen Nachzügler zu warten hatten, war genügend Zeit Kaffee und Brezeln aus dem fuchsschen Kofferraum zu verzehren und die „Ganzkörper-Plaste“ also die Regenbekleidung anzuziehen. Gemächlich zogen wir dann los über die Schneetalalpe Richtung Sabacher Joch. Anfangs fühlte es sich an wie langsames Bummeln bei einer Shoppingtour.
Breite Asphaltwege = gemütlicher Sonntagsspaziergang ? Diese Gleichung hatte nicht lange Bestand: Je schmaler und steiler der Weg desto matschiger und nasser wurde es insgesamt. So bewährte sich die Regenkleidung nicht nur zur Abschottung gegen die Nässe von oben, sondern auch zur Abwehr aller Arten von Matsch und Dreck. Rund 2,5 h später erreichte die Rutschpartie ihren ersten und für heute auch letzten Höhepunkt auf 1862m. (Sabacher Joch)
Das 1. Novum in unserer langjährigen Wandergeschichte: Noch nie mussten wir unser Vesper gegen eine Horde gieriger Kühe verteidigen! Klar hatte der eine oder andere Mitwanderer mal eher Appetit auf das liebevoll mit Allgäuer Bergkäse belegte Vollkornweckle des Nebensitzers, garniert mit hartgekochtem Ei, Paprika, Gurke und Cocktailtomaten aus eigenem Anbau, wenn er sein eigenes trockenes Wurstbrot betrachtete, doch dieser gierige Kuh-Ansturm war uns völlig fremd. (Laut Internetrecherche haben Kühe einen sehr guten Geruchssinn und könne Gerüche aus einer Entfernung von bis zu 10 km wahrnehmen…) Deshalb wurde schnell der letzten Bissen runtergeschluckt und fluchtartig der - weiterhin matschige - Weg hinunter ins Reintal angetreten. Über die Musauer Alm erreichten wir dann gegen Nachmittag die Füssener Hütte auf 1520 m Höhe.
Die eine Hälfte der Gruppe hatte noch nicht genügend Wasser abbekommen und testete die erst kürzlich renovierten Duschen mit warmem! Wasser, die andere Hälfte bevorzugte eher das „gebraute Wasser“ - natürlich nicht gewärmt.
Nach leckerem Abendessen fing die Abendunterhaltung an: Geboten wurde ein umfangreiches Programm mit Kartenspielen (v.a. Binokel), dem einen oder auch anderen Schnäpsle („3 kräftige Barbarossa“) , guten Gesprächen, allerlei Geplänkel und dem 2. Novum in unserer Wandergeschichte - Live-Musik!!! Wirklich toll - gute Musiker, gute Stimmung und die Hütte proppenvoll. Um die eigentliche Nachtruhe kümmerte sich niemand so richtig…
Die Nacht war kurz, der prüfende Blick aus dem Fenster versprach nichts Gutes, die Entscheidung fiel schnell und einstimmig. Wir steigen zum Hallergernjoch noch rund 400 Höhenmeter auf und dann auf direktem und kürzesten Weg zur Talstation ab.
Ohne Zeit- und Gipfeldruck genossen wir in aller Ruhe das Frühstück, ließen uns zum obligatorischen Gruppenfoto ablichten und wanderten gut gestimmt trotz Regen auf den bereits bekannten Matschwegen los. Unsere Wetter-Unken sollten leider Recht behalten- mit zunehmender Höhe wurde es kälter und kälter und der Regen ging in ein leichtes Schneegestöber über. Die Motivation auf den letztmöglichen Gipfel Schartschrofen war dahin, als neues Ziel hieß es den Parkplatz am Krinnenlift möglichst schnell zu erreichen. Gesagt getan - mit hohem Tempo ging es bergabwärts. Am Parkplatz angekommen galt es die letzte Herausforderung des Tages zu bestehen: Wie kann man sich mit klammen und gefrorenen Fingern schnellstmöglich und verletzungsfrei in einer engen Toilettenkabine aus den nassen am Körper klebenden Klamotten befreien? Es gelang schlußendlich allen - irgendwie.
Das Fazit beim anschließenden Essen: S’war zwar nass, aber trotzdem wieder schee.
Vielen Dank an unseren Lieblingswanderführer Wolfe - für das Wetter kann er wirklich nichts und alles Andere war einwandfrei wie immer.
An alle Mitwanderer für 2020: Bitte vorher immer brav die Teller aufessen, damit mal wieder die Sonne für uns scheint…. Danke!
Das Presseteam des HHC